Eine digitale Lese- Schreibbühne
In diesen Tagen und Nächten quälen, zumindest wir uns, durch den Dschungel von Erkenntnissen, Verboten, Erlassen und Ungereimtheiten und versuchen ein ums andere Mal Licht ins Dunkle zu bringen oder auch nur festzuhalten, was uns bewegt. Dabei entstand der Gedanke, das in einem TAGE- äh NACHTBUCH zu dokumentieren. Und liebe Mitmenschen, weil Sie uns als Gesprächspartner *innen vor, hinter und auf den Bühnen sehr fehlen, versuchen wir die Fortsetzung unseres unfreiwillig abgerissenen Dialoges auf dieser „Lese- Schreibbühne“. Vielleicht haben Sie auch Lust, Zeit, Muße, Wut oder sonst was, sich mitzuteilen.
Mir, Ines, ist die Übersicht zwischen Tag und Nacht, Wochenende oder Alltag so ziemlich abhanden gekommen. Schon immer, wenn ich am Zweifeln über Richtig und Falsch war, habe ich versucht, über das geschriebene Wort, das für mich Gültige zu finden. So ist es zunehmend dieser Tage.
Und nun auch noch nächtliche Ausgangssperre! Obwohl der Mondschein schöner, die Nachtdüfte verführerischer werden! Weder auf die Bühne, noch mitternächtens, ans Ufer der Elbe treten zu dürfen, das macht weder mein Körper, noch mein unruhiger Geist lange unbeschadet mit. Deshalb Hilfe! Gibt es da nicht noch jemanden, der sich mitteilen will, der Beistand gibt oder braucht?
Mit dem ersten Tag der Ausgangssperre haben mir Leute ihre Worte per Mail nach Hause geschickt, außerdem habe ich inzwischen ein „NACHT.GEDANKEN.BUCH“ Briefkasten am Theater angebracht. Darin sammelte ich für die vorbeigehenden Spaziergänger Worte zum Mitnehmen. Aber schnell war das digitale Postfach überfüllt. Wie nun weiter?
Ich, Nadja, die nach über sechs Monaten ohne kreatives Arbeiten in den Tag hineinlebt, über die Nacht hinaus, war sofort von Ines´ Idee begeistert. Schon lange habe ich kein Tagebuch mehr geschrieben, weil sich die Gedanken meistens überholt hatten, bevor sie aufgeschrieben waren. Jetzt, wo mich die unerträgliche Gleichheit des Seins überrollt, werde ich, die Umtriebige, durch das Schreiben ganz ruhig. Fast ist es Therapie und ganz ohne Medikamente.
Mit dem Nachtgedankbuch machen wir uns zu Chronist*innen des Alltags. So entstand also die Idee, gemeinsam zu sammeln.
Im Theatergarten, den Nachtbriefkasten betrachtend, gesellten sich die Kulturmacher Anne, Frank und Stephan dazu. Aus ihrer Spontanität machten sie mit fröhlicher Entschlossenheit einen Vorschlag zur besseren Verwaltung der Sammlung. So entstand mit der schönen Beigabe von Mandy Dorendorfs Fotografien die Ihnen vorliegende Internetseite.